Dieser Tage an der Ostsee eher zufällig ins Heilig Geist Hospital gestolpert. Sofort hat mich eine Wandmalerei in ihren Bann gezogen. Purer Magnetismus. Meine Nachforschung dazu, eine krasse Erkenntnis und wie wir beginnen durch den Schleier der Schöpfung zu blicken.
Wie eine einzige Malerei mehrere Monate Prozess auffädelt. Dieser Tage an der Ostsee in Lübeck eher zufällig ins Heilig Geist Hospital gestolpert. Sofort hat mich diese eine Wandmalerei in ihren Bann gezogen. Purer Magnetismus, magische Anziehung, ich konnte kaum weg davon. Dazu angemerkt, ich bin vor Jahren aus der Kirche ausgetreten und liebe es (und erst seitdem), mich mit den christlichen, und neuerdings jüdischen, Bildern und Mythologien zu beschäftigen. Hab also kurz meinen Partner per Textnachricht gefragt, wer da abgebildet ist. Vielleicht Mutter Maria, vielleicht Sophia, vielleicht Shekhinah. Hab nun zuhause nochmal nachgeforscht. Die Szene eine Typologie. Unten der salomonische Thron, von zwölf Löwen umgeben, mit Salomo, seiner Frau und seiner Mutter. Darüber Christus mit Mutter Maria, von geflügelten Engeln umgeben, der ihr das Lilienzepter übergibt. Sie als die gekrönte Himmelskönigin, hat an der Herrschaft teil.
Es war also zum einen vielleicht dieses Nebeneinander des Göttlich-Männlich und Göttlich-Weiblichen, das mich berührt hat. Doch da war noch mehr. Und weil ich gerade sowieso Friedrich Weinrebs 'Schöpfung im Wort' lese, hab ich da nachgeblättert. (Weil ihn vermutlich die wenigsten kennen: Weinreb analysiert hier die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung, die hebräischen Originaltexte, doch weit jenseits ihrer Bilder; vielmehr die Schöpfungsstruktur, Mathematik dahinter, Quelle siehe unten.) Ich hab nach Salomo geblättert. Und ich war einfach nur perplex.
Wie folgt mein eigener Erkenntnisprozess damit (natürlich weit ohne den Anspruch zu erheben, versiert in christlicher-jüdischer Mythologie zu sein). Wie die Dinge zu uns kommen, wie wir geführt sind. Und wie alles mit allem verbunden ist.
Der achte Tag, die Neue Welt
Salomo, der Sohn Davids, war es, der das erste feste Haus Gottes, den ersten Tempel auf dem heiligen Berg Morija, erbaut hat. Nach Weinreb ist klar, dass noch nicht David, sondern erst Salomo das tun durfte. Denn David ist in der Generationenzählung das siebte der 26 Geschlechter bis zur Offenbarung, sein Sohn Salomo das achte.
Der Übergang von der 7 zur 8 stellt in der Zahlenstruktur nach Weinreb (die ich hier jetzt nicht weiter erläutere) eine Schwelle dar. Sieben Tage dauerte die Schöpfung. Mit dem siebten Tag ist ein Zyklus vollendet, stirbt, und der nächste beginnt. So schreibt er (mit meinen Hervorhebungen):
"Das Ende des siebten Tages aber erfolgt in einer Atmosphäre der Stille, das Ende einer Welt. (...) In dieser Atmosphäre, in der eine Welt geht, um einer neuen, bereits vorhergesagten Platz zu machen, so wie nach Mose Josua kommen wird und nach David Salomo, in dieser Atmosphäre, in der auch, nach der Überlieferung, die Kriege von Gog und Moagog sich abspielen, herrscht Stille und Erwartung. In dieser Atmosphäre wird auch über das Geheimnis der Welt, über den Sinn all dessen gesprochen. (...) Und dann kommt, wenn alles vom vorigen Tag vorüber ist, wenn er vollständig untergegangen und es völlig dunkel ist, dann kommt der achte Tag. Ein neues Licht wird entzündet.(...) Die Mahlzeit also vom König Messias, womit der achte Tag eingeleitet wird - wieder mit Freude, weil die neue Welt gekommen ist."
Es ist also eine Schwelle. Die eine Welt geht, um einer neuen Platz zu machen. Wenn es völlig dunkel ist, dann kommt der achte Tag. Ein neues Licht wird entzündet, die neue Welt ist gekommen.
Das Zelt wird zum Erdenhaus
Doch es wird noch spannender. In den 7 Generationen zuvor war das Wohnen in 'Zelten' gängig. Das soll nicht ein Nomadentum ausdrücken, sondern vielmehr einen Seins-Zustand des Menschen. So schreibt Weinreb: "Die Bibel meint damit, daß dieser 'Zeltbewohner' sich auf dieser Welt noch ziemlich 'unbehaust' fühlt, dass er weiß, hier kann er noch nicht wurzeln. Denn diese Welt ist noch nicht die entgültige Welt. (...)
Nach Weinreb ist mit der Schöpfung des Menschen und seinem Gang in die Materie, in die Zweiheit von Geist und Materie, Seele und Körper, Männlichem und Weiblichen, Gut und Böse, sein immerwährendes Streben zurück zur Einswerdung, zum Alleinen, quasi 'eingebaut'. Der Weg durch die Welt der Zweiheit zur Einheit, Harmonie, ist der Zug durch die Wüste, das immerwährende Aufstellen und Abbrechen der Zelt. "Darum wird das Wohnen der Erzväter auch stets durch das Wort 'gur' ausgedrückt, was bedeutet, dass man noch als Fremdling auf dieser Erde wohnt. Erst wenn die Einswerdung stattgefunden hat, nimmt der Mensch die Erde in Besitz."
"Am siebten Tag ist noch kein Platz da für das feste Haus. Erst am achten Tag kommt es, der Sohn [Salomo] baut es." Denn dann ist die Welt die endgültige Welt, dann ist die Einswerdung hier eine Tatsache.
Die Neue Erde
Mit was ich hier also in Resonanz gegangen bin, ist eine uralte Struktur, die beschreibt, wie eine alte Welt zu Ende geht, um einer neuen Platz zu machen. Was einer Generation nicht möglich war, kann erst durch die nächste geschehen. Und noch spezifischer, es ist der Übergang, von einer Welt, in welcher der Mensch auf Erden gelebt hat, sich aber trotzdem nicht heimisch gefühlt hat. Weil die Trennung so massiv war, das ihm die Anbindung an Himmel wie Erde fehlte. Erst mit der Schwelle zum achten Tag, kann diese Einswerdung wieder passieren. Erst jetzt kann der Mensch wahrhaftig sein Erdenleben leben. Erst jetzt baut er sein Erdenhaus.
Hier schwingt für mich tief, was mich gerade bewegt. Erst jetzt finden wir unsere Wurzeln in der Erde, die uns so lange gefehlt haben. Erst jetzt können wir wahrhaft Mensch werden, so wie Menschsein immer schon gedacht war. (Spannend übrigens auch, von König Salomo sagt man, er war König über die ganze Welt, und er verstand die Sprache der Tiere und anderen Wesen der Erde).
Das Göttlich-Weibliche
Und natürlich, was in der Malerei zudem ganz offensichlich zum Ausdruck kommt. Jesus überreicht Mutter Maria das Lilienzepter. Sie ist gekrönte Himmelskönigin, wie sie Erdenkönigin ist. Nach Jahrhunderttausenden Matriarchat, und zumindest etwa dreitausend Jahren Partriarchat inklusive Unterdrückung und Herabwürdigung des Weiblichen, kommen wir nun in eine neue Zeit. Es ist das Göttlich-Weibliche, das sich jetzt, in dieser Zeit, wieder massiv öffnet. Das Göttlich-Weibliche, wie das Göttlich-Männliche, an seinem Platz.
Löwen und Flügel
Warum ich all das erkennen konnte, war allein durch meinen eigenen Prozess. Dadurch, das ich all das in mir bewegt hab. Und mich in dieser Bewegung führen hab lassen. In den letzten Monaten bin ich durch einen unglaublichen Prozess rund um Wurzeln, Heimat und NeuWerdung gegangen, auf den verschiedensten Ebenen. Und tue es immer noch. Pures Gold. In diesem Prozess inkludiert: eine langwierige Wohnungssuche, die Frage nach Heimat, ein sehr prägnanter Traum mit einem Zelt, eine besichtigte Wohnung mit einem geflügelten Löwen am Dach (mein Sonnenzeichen Löwe), mein Wurzelraum Roots, die Symbolik der Flügel seit zwei Wochen unglaublich präsent, und natürlich die Frequenz des Göttlich-Weiblichen und der Neuen Erde immer da. Also, quasi alle Aspekte der Wandmalerei und seiner Erzählungen, die durch Raum und Zeit, und darüber hinaus schwingen.
All das, ist gerade aufgefädelt worden, von dieser einen Wandmalerei. Die ich 'zufällig' entdeckt habe.
Das passiert, wenn wir beginnen, durch den Schleier zu blicken. Und der Bewegung folgen, uns bewegen lassen.
Verwendete Literatur:
Weinreb, Friedrich (1989, 2012). Schöpfung im Wort. Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung. Verlag der Friedrich Weinreb Stiftung, Winterthur.
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