Bellis perennis, die ausdauernde Schöne. So unscheinbar das Gänseblümchen, aber eine mächtige Heilpflanze. In der überlieferten Heilkunde unter anderem angewendet bei physischen und seelischen Verletzungen wie Schockzuständen.
Das Gänseblümchen ist so unscheinbar wie es mächtig ist. Nicht umsonst bedeutet sein botanischer Name (Bellis perennis) die ausdauernde Schöne. Früher auch Tausendschön genannt und schon beim Anblicken eine Freude, ist das Gänseblümchen sehr ausdauernd und blüht auch im tiefsten Winter. Das Gänseblümchen steht für Unversehrtheit und Unschuld, für das Liebende, Mütterliche, Geborgene - wie auch für das Zähe, den Schutz, die Ausdauer und den Widerstand. Genau an diesem Punkt liegt seine große Kraft. Es wirkt genau dort hinein, wo unsere körperliche oder seelische Unversehrtheit durch Einflüsse von außen verletzt wurde und stellt diese wieder her.
In Verbindung mit ihrem Pflanzenwesen fühle ich einen großen, durch und durch sicheren Raum, wie eine Blase. Sie ist flächig gefüllt mit einer immense Weichheit, einer unendliche Sanfheit, wie ich sie nie zuvor wahrgenommen hätte. Durchtränkt von einer bedingungslose Liebe und Fürsorge, die als Wärme von ihrem Zentrum heraus ausstrahlt. Um diese Blase feine Strukturen, die nach außen ausstrahlen und ganz feine Verbindungen nach außen halten. Es ist eine Weichheit, die so weich und transparent ist, dass sie genau dadurch unberührbar wird. Genau das ist die Ausdauer des Gänseblümchens. Es ist so ausdauernd, weil es keinerlei Kraft für Verteidigung aufwenden muss. Es ist. Pur, rein, unversehr-bar. Der Boden unter meinen Füßen ist dabei dicht, ebenso sanft, aber ebenso kompromisslos. Sicher, immer geborgen, getragen.
Mythologie
Das Gänseblümchen ist wohl jedem schon seit seiner Kindheit bekannt – werden die Blümchen oft zum Flechten von Kränzen oder für Liebesorakel verwendet. Bei unseren Vorfahren war das Gänseblümchen der Frühlingsgöttin Ostara geweiht, die symbolisch für neues Leben stand. Die sollte dem Gänseblümchen seine besondere Heilkraft verliehen haben. Man sagte, wer im Frühjahr die ersten drei Gänseblümchen esse, würde das restlichen Jahr von Fieber, Augenleiden und Zahnschmerzen geschützt sein, vor allem wenn man sie vorher nicht mit den Händen berührte. Später wurde die Verbindung von Ostara auf Maria übertragen. Auch in christlichen Erzählungen nimmt das Gänseblümchen daher eine wichtige Stellung ein.
Botanik
Das Gänseblümchen (Bellis perennis) gehört zu den Korbblütlern und blüht fast ganzjährig. Bodenständig hat es Rosettenblätter, die ebenso verwendbar sind. Seine Blüten öffnen sich bei Sonnenschein und schließen sich bei Nacht oder Regen. Es übersteht Nächte von minus 15 Grad, dabei färben sich die weißen Zungenblüten rötlich. Das Gänseblümchen kann ganzjährig gesammelt werden, soll aber in seiner Heilwirkung besonders um den Johannistag sehr stark sein.
Heilkunde
Das Gänseblümchen ist eine äußerst kraftvolle Heilpflanze. Es enthält Saponine, Bitterstoffe, Gerbstoffe, kleinen Mengen an ätherischem Öl, Flavonoide und Anthoxanthin. Es wirkt antikarzinogen, antioxidativ, antiviral, appetitanregend, blutfettsenkend, entzündungshemmend, blutstillend, harntreibend, reizlindernd, schleimlösend, stoffwechselanregend, wundheilend. Das Gänseblümchen wird auf der körperlichen Ebene unter anderem bei Hautleiden und Husten, sowie für Magen, Darm und Leber verwendet.
Doch vor allem kommt das Gänseblümchen immer dann zum Einsatz, wenn durch Gewalt oder Überbeanspruchung physische oder seelische Verletzungen passiert sind. Auf der körperlichen Ebene sind das stumpfe Verletzungen, Muskelzerrungen, Blutergüssen und auch Verletzungen der Gebärmutter. Auf der seelischen Ebene wirkt das Gänseblümchen in als Unrecht empfundene und erlittene seelische Verletzungen. Das schließt auch - und vor allem - Gewalt und Missbrauch mit ein. Auch bei Schockzuständen kommt das Gänseblümchen zum Einsatz.
In der systemischen miasmatischen Homöopathie hat das Gänseblümchen einen unglaublich hohen Haltepunkt. Seine Anwendungsgebiete sind, wie beschrieben, ähnlich denen der Arnika (Arnica montana). Doch sagt man, es gibt Menschen, die zu stark sind für Arnika - sie brauchen das Gänseblümchen.
Rezept - Gänseblümchentinktur
Tinkturen sind alkoholische Auszüge und eine der wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten von Heilkräutern in der überlieferten Heilkunde. Dazu werden die Pflanzen für einige Wochen in hochprozentigem Alkohol ausgezogen. Es eignen sich beispielsweise geschmacksneutrale Spirituosen mit etwa 40 % Vol. Alkoholgehalt (abhängig vom Pflanzenmaterial) wie Korn oder Wodka.
Für die Gänseblümchentinktur ein kleines Schraubglas zu etwa einem Drittel mit Gänseblümchen befüllen. Mit 35-40 % Vol. Alkohol aufgießen und verschließen. An einem relativ dunklen Ort für etwa 3-4 Wochen ausziehen lassen, dabei täglich leicht durchschwenken, um Schimmelbildung zu vermeiden. Abseihen und in Tinkturfläschen abfüllen.
Die Gänseblümchentinktur eignet sich nach der überlieferten Heilkunde für die oben aufgeführten Anwendungsgebiete. Innerlich bei Bedarf tröpfchenweise einnehmen. Der Richtwert für Tinkturen liegt hier bei 3 mal täglich 20 Tropfen. Äußerlich angewendet auf die betreffenden Stellen auftupfen.
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HINWEIS: Diese Informationen ersetzen nicht die Beratung eines Arztes, Apothekers oder Heilpraktikers. Alle erwähnten Heilpflanzen haben wissenschaftlich belegte Wirkungen oder haben ihre Tradition in der überlieferten Heilkunde und werden schon lange erfolgreich eingesetzt.
Gänseblümchen enthalten Saponine, die in größeren Mengen für den menschlichen Körper schädlich sein können. Nicht in größeren Menge verzehren.
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