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Laura Deichl

Odilienberg, eine Seelenreise

Mont Sainte Odile, der Odilienberg. Ein heiliger Berg und alter Kultplatz in den Vogesen in Frankreich. Für mich mehr Lichtwesen als physischer Berg, ein riesiges Portal. Er hat wieder gerufen, und ich bin gefahren. Eine spirituelle Reise.




Vor einigen Wochen schon kündigte sich eine Reise an. Ich wusste nicht, welche genau, aber der Ruf war klar. Eine Seelenreise, die zu tun war. Die wichtig war, für meinen Weg. Ich ging dem erst einmal nicht näher nach, mit einem tiefen inneren Wissen, dass sich auch alles andere zum rechten Zeitpunkt öffnen würde. Letzte Woche war eines Morgens dann alles ganz klar. Mont Sainte Odile. Für mich der Berg der Göttin, vielleicht der heilige Berg in Mitteleuropa. Und ein absoluter Seelenort für mich. Seit mehr als einem Jahr war ich nicht mehr dort, und nun rief er wieder. Zwei Tage später war ich da. Fünf Stunden Fahrt nach Frankreich, die Vogesen im Elsass. Ohne überhaupt zu wissen, warum oder was ich dort tun sollte. Aber wieder, tiefes Vertrauen, dass alles geschah, wie es sollte. Und es war intensiv. Auch wenn ich jetzt erst langsam beginne zu verstehen, sich jetzt erst alles beginnt aufzufädeln, nun dass ich wieder zuhause.



Flüssiges Licht und Zeitraumbewusstsein


Der Odilienberg ist für mich ein machtvolles Portal. Die Schleier zur Anderswelt, zur geistigen Welt sind immens dünn. Die Zeit auf dem Berg ist für mich mehr Traumbewusstsein als Tagesbewusstsein. Schon beim letzten Besuch, bei dem ich für die Initiationswoche der Geomantieausbildung eine ganze Woche auf der Berg verbracht habe, brauchte ich danach mehrere Tage, um wieder im linearen Denken unserer alltäglichen Welt zu funktionieren. Und schon da schloss der Berg auf die tiefste Weise etwas in mir auf, zerrüttete mein System und programmierte es neu (mehr dazu in Wie Orte uns heilen).


Und auch dieses Mal war ich unmittelbar nach meinem Ankommen wieder in diesem Bewusstseinszustand. Der Berg, für mich mehr Lichtgitternetz als physischer Berg, mehr Licht als Materie, hat mich sofort wieder aufgenommen. Ein warmer, diesiger Spätnachmittag im Juli. Ankommen. Auf der Klostermauer, die Steine aufgeheizt vom Tag. Ein weicher Wind, Stimmengemurmel, sanfteste Qualität. Zeitraumbewusstsein, sofort. Es schien kein Tag vergangen, seit letztem Jahr. Oder vielmehr, es ist kein Tag vergangen seit letztem Jahr. Im Zeitraum, jenseits der Raumzeit, gibt es weder Raum noch Zeit, sie fallen in sich zusammen. Der Berg, flüssiges Licht.










Reinigungsprozesse

 

So streifte ich zwei Tage lang meist barfuß durch die Wälder. Besuchte die Orte, die ich so gut kannte, die so vertraut waren, obwohl ich auch erst einmal zuvor dort gewesen bin. Den Beckenfelsen, Kanapefelsen. An der Heidenmauer entlang. Ich spürte erneut und bis in meine Zellen das tiefe Wissen, das hier geborgen liegt. Das Wissen der Erde, Gaias, und das kosmische Wissen, kristallin in den Steinen und Felsen schwingend. Trotzdem war etwas in mir noch unruhig. So intensiv die Prozesse, die ich die letzten Monate durchlaufen bin, noch immer nicht abgeschlossen. Ich war unglaublich müde, körperlich, seelisch, geistig, und trotzdem wie getrieben. Am nächsten Tag, ich war gerade ganz am Südende des Berges, am Maennelstein, kam ein großes Gewitter. Das einen riesigen Sturm und eine halbe Sintflut mit sich brachte. Tanz der Elemente. Etwas in mir kämpfte noch immer, doch begann mit Wind und Wasser wie eine Reinigung. Gegen Abend hörte der Regen langsam auf. Etwas in mir kam heim, und wurde ruhig. Kurz vor Sonnenuntergang kam die Sonne über den sanften, bewaldeten Bergen der Vogesen hervor. Sprühender Goldregen, und immer noch Sturm, der durch die satten grünen Bäume fegte. Es kam ein 'Das ist Verkörperung deiner Ichkraft pur.'


Am nächsten Morgen dann entgültig Ruhe. Von der Klostermauer der Blick so unglaublich weit über die Rheinebene bis zum Schwarzwald. Über mir die Sonne durch eine dünne Schicht Schleierwolken, aber auch unter mir eine Decke von leuchtenden Kumuluswolken, sodass die Fläche zwischen dem Berg und dem Schwarzwald fern am Horizont aussah wie eine Eislandschaft von oben. Über den Wolken, gleichzeitig im Vollkontakt mit der Erde. Diese Freiheit, dieser Frieden. Der Vormittag im Nordteil, der Teil der schwarzen Göttin. Dort, wo ich eigentlich diesmal nicht hingehen wollte, weil ich die letzten Monate gefühlt genug von Transformation und Wandlung, von Sterben und Wiedergeburt hatte. Und doch zog es mich hin, zumindest für ein paar Stunden. Bemooste Felsen, Blaubeersträucher, violetter Fingerhut überall, Eiben, Stechapfel mit seinen roten Früchten. Die schwarze Göttin, durch und durch. Und als ich wieder aus dem Wald auf die große Wiese der Grossmatt trat - wiegende Gräser, ein bisschen Johanniskraut, Ginster - lies ich wie eine alte Haut zurück. An einem letzten Faden schleifte ich sie noch etwas hinterher, irgendwann war sie weg.







Die Lichtpfade neu schreiben


Mittag wartete ich im Klosterbereich auf eine Seelenfreundin, die aber auf wundersame Weise doch nicht kam, weil meine Nachricht wohl irgendwo in den technischen Gefügen unserer modernen Kommunikation hängen blieb, vielleicht wollte. Denn dann fügte sich alles. Ich wusste, ich würde den restlichen Tag draußen im Wald verbringen. Ich öffnete den rituellen Raum, Schwellengang. Mit einer Frage, und die Antwort kam in allen Bewegungen der nächsten Stunden. Ich ging, lief, pausierte. Schaute. Wartete auf das Signal, dass ich weiterlaufen konnte. Lag auf dem Felsen, kosmische Information, die von oben einströmte. Irdische Information die in jedem meiner Schritte auf der Erde durch meine Fußsohlen aufstieg. Berührte Zweige, lief Spiralen um Bäume. Machte Pause, Essen, Wasser. Kam an eine Schwelle, an der etwas stoppte und ich mich nicht weitertraute. Kommunizierte mit dem Berg, seinen Wesen, meinen Spirits. Bat um Unterstützung. Nahm einen großen Stein mit, übergab im etwas zur Transformation, legte einen kleinen bunten Kiesel auf einen Baumstumpf. Weiter laufen, Worte, ein Blick, innehalten.


All das, jede kleinste Bewegung, hatte ihren Impuls aus einer tiefsten, universellen Führung. Und ich wusste, tief, mit jeder dieser Bewegungen zeichne ich ein Lichtmuster, das die Antwort auf meine Frage ist. Mehr braucht es nicht. Es ist der Code, der Schlüssel, der alles neu schreibt, umprogrammiert. Die Antwort ist im gleichen Moment vollzogen, ohne jedes weitere Tun oder Verstehen.


Ich kam wieder am Maennelstein an. Blick weit über die Rheinebene nach Süden. Ich betrat den Felsen, leicht. Ich sah den Platz, meinen Platz. Wusste, wenn ich mich genau dort hinsetze, bin ich fertig. Alles rastet ein, der Kreis schließt sich. Ich setzte mich hin.


Zurück zum Kloster lief ich wieder vollkommen im Tagesbewusstsein. Ein kurzer Stopp an der Druidenhöhle. Ich wusste, das, für was ich auf den Odilienberg gekommen bin, war abgeschlossen. Auch wenn ich es mit dem Verstand erst jetzt langsam zu begreifen beginne. Es arbeitet sich gerade nach oben durch, heilsam.






Quellfrequenz


Zum Abschied am nächsten Tag nochmal an der Mauer entlang in den Süden des Berges, den Teil der roten Göttin. Blaubeeren gesammelt. Zurück im weißen Teil nochmal an die Odilienquelle. Stirn, Herz und Hände benetzt mit dem reinsten Wasser. Heiliges Wasser, so unglaublich kristallin schwingend. Pures Licht, Information, vibrierend bis in jeden Zelle. Das immerwährende Strömen, Sprudeln aus der kosmischen Quelle. Lebensfluss, der niemals versiegt. Segenskraft. Heilig.



Danke, Mont Sainte Odile, du wunderbares Wesen. Für das, was du mir mal wieder geschenkt hast. Für das, was du mal wieder in mir geöffnet hast, groß, riesig. Bis dann, wir sehen uns.





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