Die wunderschöne Wegwarte, auch Sonnenwirbel genannt. Sie ist ein Tonikum, ein allgemeines Stärkungsmittel - umrankt von vielen Mythen, ihre geröstete Wurzel früher der Ersatz für Bohnenkaffee.
Die wunderschöne Wegwarte. Sie wird auch Sonnenwirbel genannt, da sich ihre Blüten morgens nach Osten hin öffnen, der Sonne folgend drehen bis sie sich zur Mittagszeit bis zum nächsten Morgen wieder schließen. Jetzt im Juli sind sie leuchtend blau an Wegrändern und Straßen zu sehen. Auch bekannt unter dem Namen Wilde Zichorie, ist sie die wilde Form vieler unserer kultivierten Salate wie Chicorée oder Radicchio. Die Wegwarte ist eine alte Heilpflanze, die schon seit der Antike Anwendung findet und auch später von Hildegard von Bingen sehr geschätzt wurde. Im Jahr 2020 war die Wegwarte sogar Heilpflanze des Jahres. Ein Tee aus Kraut und Wurzeln wird bei Verdauungsbeschwerden oder Heiserkeit eingesetzt. In Notzeiten wurde die inulinreiche Wurzel zusammen mit Gerste oder Roggen geröstet als Kaffeeersatz verwendet. Und viel Liebeszauber wurde mit ihr betrieben. Ein Pflanzenportrait.
Botanik
Die Wegwarte (Cichorum intybus) gehört zu den Korbblütlern und wächst als mehrjährige, krautige Pflanze vorwiegend an Weg- und Straßenrändern. Von Juli bis Oktober blüht sie mit leuchtend blauen Blüten, die sich jedoch zur Mittagszeit bis zum nächsten Morgen schließen. Die Wegwarte besitzt eine tiefreichende Pfahlwurzel, die gesamte Pflanze enthält außerdem Milchsaft.
Heilkunde
Die Wegwarte ist eine alte Heilpflanze, die schon im alten Ägypten wie auch in der griechischen Antike beschrieben wurde. Hippokrates erwähnte die kühlende Wirkung der Pflanze. Auch im Mittelalter wurde sie von den Kräuterkundigen als große Heilpflanze bei Magenbeschwerden wie Hautgeschwüren empfohlen. Hildgard von Bingen schätze die Wegwarte in Kombination mit der Klette und Honig bei Verdauungsbeschwerden. Ebenso zusammen mit der Klette und in Wein gekocht, sollte sie gemäß ihr bei Brustschmerzen und Heiserkeit helfen.
Die vornehmlichen Inhaltsstoffe der Wegwarte sind Bitterstoffe sowie Gerbstoffe, Cumarine, Phenolsäuren und Flavonoide. Die Wurzel enthält zudem reichlich Inulin. Die Wegwarte gilt in der Heilkunde als ‚Tonikum amarum’ und wird in Kombination mit anderen Heilkräutern bei verschiedenen stoffwechselverbundenen Beschwerden, wie Appetitlosigkeit, Störungen in Leber oder Gallefluss, Völlegefühl, Blähungen oder Kopfschmerzen sowie als allgemeines Anregungs- und Kräftigungsmittel eingesetzt. Äußerlich unterstützt die Wegwarte bei Hautunreinheiten, Hautrötungen, Ekzemen sowie Augenentzündungen.
Es werden sowohl Wurzel als auch Kraut verwendet, als Tee oder gekocht in Wein. Bei Augenentzündungen wird empfohlen die Blüten mit heißem Wasser aufzugießen, eine Kompresse mit dem Aufguß zu tränken und auf die Augen aufzulegen.
Mythologie
Die Wegwarte ist außerdem von vielen alten Mythen umrankt. Besonders den seltenen weißen Blüten wurde große Kraft nachgesagt. Im Mittelalter schrieb man der Wegwarte Zauberkräfte zu, sie wurde vor allem für Liebenzauber verwendet. So mischten eifersüchtige Frauen pulverisierte Wegwartenwurzel in das Essen des Ehemanns, um seine Treue zu sichern. Zu einem Zaubertrank verarbeitet sollte die Wegwarte helfen, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu gewinnen. Unters Kopfkissen gelegt ließe sie junge Mädchen von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Am Johannistag mit einem goldenen Werkzeug gegraben sollte ihre Wurzel außerdem Unglück abwehren. Im Christentum wird die Wegwarte der Passion Christi zugeordnet. Sie war deshalb auch häufig Bestandteil der Kräuterbuschen, die zu Maria Himmelfahrt gebunden wurden. Eine alte Geschichte besagt außerdem, dass die Wegwarte eine von ihrem Vater verwandelte Prinzessin sei, die auf ihren Geliebten warte.
Rezept - Teemischung für Frühjahrs- und Herbstkuren
In Kombination mit Löwenzahn und Pfefferminze kann man die Wegwarte für eine Frühjahrs- oder Herbstkur verwenden.
20 g Wegwartenkraut und –wurzel | 20 g Löwenzahnkraut und –wurzel | 10 g Pfefferminzblätter
Von dieser Mischung kann man 2 TL mit 250 ml kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen und anschließend abseihen. Dieser Aufguss wird nach Überlieferung kurmäßig über 3-6 Wochen 1-2 mal täglich getrunken, am besten ungesüßt.
Rezept - Zichorienkaffee
Für Zichorienkaffee die frisch gegrabene Wurzel gut waschen und säubern. In 5 mm dicke Scheiben schneiden, auf einem Backblech auslegen und an der Sonne oder bei 40 Grad i, Backofen mehrere Stunden trocknen lassen. Die getrocknete Wurzel in einer Pfanne ohne Öl bei mittlerer Hitze dunkelbraun rösten, aber dabei aufpassen, dass sie nicht verbrennt. Auskühlen lassen und in einer Kaffeemühle zu einem feinen Pulver vermahlen. Dann wie Filterkaffe zubereiten. Dabei etwa 2-3 EL Pulver auf 250 ml Wasser verwenden. Nach Belieben mit Milch, Pflanzenmilch oder Zucker genießen.
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HINWEIS: Vorsicht bei einer Überempfindlichkeit gegen Korbblütler. Diese Informationen ersetzen nicht die Beratung eines Arztes, Apothekers oder Heilpraktikers. Alle erwähnten Heilpflanzen haben wissenschaftlich belegte Wirkungen oder haben ihre Tradition in der überlieferten Heilkunde und werden schon lange erfolgreich eingesetzt.
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